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Frank Baumann
ehemaliger deutscher FuSSballspieler und
heutiger FuSSballfunktionär
Interview
In der ersten Hauptrunde des DFB-Pokalwettbewerbs
geht es für Werder in Ihrer Heimatstadt Würzburg ge-
gen die Kickers. Werden Sie beim Spiel dabei sein?
Seit meinem Wechsel aus Nürnberg zu Werder vor 16 Jah-
ren bin ich nur einige wenige Tage im Jahr in Würzburg ge-
wesen. Durch meine Auszeit wird sich das aber hoffentlich
ändern. Leider werde ich beim Pokalspiel nicht dabei sein
können, da ich mit meiner Familie im Urlaub sein werde.
Werder scheiterte zuletzt viermal in Serie an einem ei-
nen Drittligisten. Können Sie den Fans der Kickers ne-
ben dieser Tatsache weitere Hoffnungen auf ein Wei-
terkommen machen?
Die Kickers werden speziell zu Saisonbeginn mit einer Men-
ge Aufstiegseuphorie in die Spiele gehen. Dazu sind der
frühe Saisonstart in der 3. Liga und das gute Abschneiden
in der letzten Pokalsaison ein Vorteil. Nichtsdestotrotz gehe
ich davon aus, dass Werder sich durchsetzen wird.
16 Jahre Laufbahn bei Werder Bremen: Diese Tage endet
dort Ihre Zeit. Wie wird sich das Leben ohne Fußball
anfühlen?
Die letzten sechs Jahre im Management bei Werder waren
sehr lehrreich, aber auch sehr intensiv. In diesem Job bleibt
eben vieles andere auf der Strecke. Ich möchte die Auszeit
von mindestens einem Jahr nutzen, um mehr Zeit für Fa-
milie, Freunde und Hobbys zu haben. Außerdem möchte
ich mich auch in anderen Bereichen weiterbilden und mir in
Ruhe überlegen, was ich in Zukunft machen möchte.
Der Bremer U23 ist wie auch den Kickers der Aufstieg
in die 3. Liga geglückt. Was bedeutet der Aufstieg für
die Talente von der Weser?
Das absolute Ziel der U23 war und ist das Heranführen un-
serer Talente an die Bundesliga-Mannschaft. Dieses haben
wir in den letzten beiden Jahren durch zahlreiche Einsätze
von Spielern wie Davie Selke, Janek Sternberg, Melvyn Lo-
renzen, Levent Aycicek, Marnon Busch und vielen anderen
mehr als erfüllt. Der Aufstieg war dann das i-Tüpfelchen für
die erfolgreiche Arbeit der Trainer und die Leistungen un-
serer jungen Mannschaft. Da wir lange Mitglied der 3. Liga
waren, wissen wir, dass das Niveau der 3. Liga nicht mit dem
der Regionalliga zu vergleichen ist und sogar in den letzten
Jahren nochmals angestiegen ist.
Wie finden Sie, dass bei den Kickers aus 3x3 nun 1x3
geworden ist?
Mein Heimatverein ist ja bekanntlich der TSV Grombühl,
dorthin habe ich durch meine Familie und viele Bekannte
noch eine enge Verbindung. Aus Erzählungen meiner Groß-
eltern und meiner Mutter kenne ich einige nette Geschichten
von damals aus der Kickers-Gaststätte. Natürlich habe ich
auch in den letzten Jahren schon den Fußball in Würzburg
so gut es geht verfolgt. Umso mehr freue ich mich über den
Aufstieg der Kickers und die wachsende Begeisterung der
Würzburger. Dieser Erfolg ist das Ergebnis eines klaren
Konzeptes und der sehr guten Arbeit der Verantwortlichen.
Außerdem kam mit Clemens Schopenhauer ein gut ausgebil-
deter Spieler und Supertyp von Werder ;-)
Wie schätzen Sie die Entwicklung der Kickers ein, was
trauen Sie dem Team in den nächsten Jahren zu?
Die positive Entwicklung der Kickers wird auch überregio-
nal registriert. Da ein umfassendes und nachhaltiges Kon-
zept vorhanden ist, kommt der Aufstieg auch definitiv nicht
zu früh. Dazu ist man mit Bernd Hollerbach als Trainer und
an den wichtigsten Stellen in der Vereinsführung personell
gut aufgestellt. Trotzdem wird es wichtig sein, dass Fans,
Medien, Politik und die Sponsoren auch im Alltag und in
sportlich schwierigen Zeiten den Verein unterstützen um
dauerhaft den Profifußball in Würzburg zu ermöglichen.
| Interview
Foto: Martin Rospek
FRANK BAUMANN