KICKERS Magazin 09 - page 14-15

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vorbei, „weil wir pünktlich in der Schule sein wollen“. Eine Stunde ist er morgens
unterwegs. Quer durch das blecherne Meer. Zurück ist er schneller, „weil ich viel
Zeit hier verbringen und Fußballspielen möchte“.
„Diese Disziplin ist beeindruckend“, sagt Hollerbach, der eiserne Regeln schon als
Spieler mochte, und auch nur deswegen 15 Jahre erfolgreich Profifußball gespielt
hat, weil er mehr getan hat als viele andere im schnelllebigen Geschäft und sein
Tun besessen auf den Sport ausgerichtet hat: „Dass wir in Deutschland verwöhnt
sind, wir hier extrem deutlich“, sagt der Coach. Neuzugang Fabian Weiß ist „ge-
erdet. So etwas wie hier holt dich schnell auf den Boden zurück und sagt einem,
glücklich zu sein für das, wie es uns geht. Wir haben keinen Grund, uns zu be-
schweren“. Weiß und der Rest der Mannschaft verteilen Essen, spülen ab, verteilen
Trikots und kicken auf dem staubigen und holprigen Untergrund. Kinderaugen
leuchten. Am Ende der zehn Tage haben die Kickers rund 4000 von Sponsoren
finanzierte Trikots verteilt.
Die Kickers wollen auch ein eigenes Hilfsprojekt hier starten. Der „FC Würzbur-
ger Kickers Namibia e.V.“ ist bereits gegründet, der Besuch der Suppenküche soll
einen Weg aufzeigen, wie die Rothosen hier helfen können. Fußballspielen wird
dabei auch eine Rolle spielen. „Das ist eines von ein paar Vorbildern, die wir uns
hier angesehen haben. Wir wollen unseren Verein jetzt auch mit Leben füllen. Hier
Kindern die Möglichkeit geben, Bildung und Zuverlässigkeit über den Fußball zu
erlernen“, sagt Thorsten Fischer, der Kickers-AG-Aufsichtsratschef ist die große
Triebfeder – des sportlich ehrgeizigen Drittliga-Projekts des aktuellen Tabellen-
führers und der sozialen Seite des Klubs: „Hier unter perfekten klimatischen Ver-
hältnissen und auf über 1600 Metern Höhe zu trainieren, ist ein enormer Vorteil.“
Hollerbach ist denn auch zufrieden: „Wir sind ja nicht blindlings hierhergekom-
men, sondern haben uns vorbereitet. Auf Überraschungen waren wir gefasst, und
wir haben ja alles vor Ort lösen können“. Sportlich auch. Zwei Testspielsiege (2:0
gegen eine Windhoeker-Erstliga-Auswahl, 6:0 gegen Drittligist SK Windhoek) gab
es, das aber ist für den FWK-Coach zweitrangig: „Das war eine willkommene Ab-
wechslung zu den Trainingseinheiten. Alle haben perfekt mitgezogen, wir hatten
kaum Verletzte. Und ich bin mir sicher, dass es auch in den verbleibenden Spielen
für jeden Gegner schwer wird, uns zu schlagen.“
Zumal auch die Gelegenheiten, Land und Leute kennen zu lernen, ihre Spuren
hinterlassen haben. Auf Safari wilde Tiere zu beobachten, die Armut zu sehen und
dabei am eigenen Leib zu spüren, wie Kleinigkeiten verhelfen, auch in den Slums
die Sonne scheinen zu lassen, das ist hängen geblieben – nicht 18 Einheiten, nicht
zwei Testspiele, nicht die beiden Siege.
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