KICKERS Magazin 19 - page 36-37

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Frank-Markus Barwasser
JOURNALIST UND KABARETTIST, SCHÖPFER DER FIGUR ERWIN PELZIG
Interview
Herr Barwasser, nach 18 Jahren Talk mit „Pelzig
unterhält sich“ und „Pelzig hält sich“ verabschie-
den Sie sich von dem Bildschirm und konzentrieren
sich auf Ihr Bühnenprogramm. Welche Unterschie-
de gibt es?
Beim Bühnenprogramm stehe ich sehr allein auf der Büh-
ne. Im Fernsehen arbeitet ja ein ganzer Stab von Leuten im
Hintergrund mit. Und der Zeitdruck im TV ist natürlich
auch größer. Das dürfen am Ende eben nur 60 Minuten
sein. Auf der Bühne kann ich mir etwas mehr Zeit geben.
Aber das darf man auch nicht übertreiben.
Stets vom aktuellen Weltgeschehen beeinflusst, kom-
mentieren und moderieren Sie humorvoll, ironisch
und kritisch die Alltagsthemen. Gibt es Tabus?
Ich versuche, Tatsachen möglichst nie einer Pointe zu
opfern. Die Faktenbasis, auf der man eine Kritik aufbaut,
sollte stimmen.
Welcher Gast ist Ihnen besonders in Erinnerung ge-
blieben? Welcher hat Sie am meisten überrascht?
Besonders gern habe ich mich immer mit dem Astrophy-
siker Harald Lesch unterhalten. Ein echter Universal-Ge-
lehrter, mit dem ich stundenlang reden könnte. In beson-
derer Erinnerung habe ich viele Gäste, zum Beispiel Oliver
Kahn. Der war sehr ruhig und bedächtig und hatte dabei
einen stillen Witz. Und ich habe gemerkt: der will nicht nur
auf dem Platz kein Tor kassieren.
Wen hätten Sie noch gern als Talk-Partner bei sich in
der Sendung gehabt?
Hartmut Mehdorn, der ehemalige Bahn-Chef und spätere
Flughafenmanager von Berlin hätte mich sehr interessiert.
Aber solche Manager sind nur schwer zu bekommen. Naja,
und Sigmar Gabriel wollte ich immer, hatte aber kein Glück.
Damit muss ich jetzt leben. Er aber auch!
Welche Fragen würden Sie Bernd Hollerbach stellen?
Wie oft er schon geträumt hat, dass er Pep Guardiola auf
die Schulter klopft und sagt: „Nimm’s mit Fassung. Uns
schlägt zur Zeit niemand, aber direkt schlecht sind die Bay-
ern auch nicht!“
Welche Projekte stehen in Zukunft bei Ihnen an?
Ich werde Vorstellungen geben, am 8. und 9. März auch
wieder in den Mainfrankensälen. Außerdem möchte ich
| Interview
Interview |
bis zum Jahresende 2016 ein neues Bühnenprogramm
schreiben. Ansonsten warte ich mal, was so passiert.
Wieder Fernsehen zu machen irgendwann, ist auch
denkbar. Mir sind ja die meisten Aufgaben oft überra-
schend vor die Füße gefallen.
Was ist eigentlich in Ihrem „Täschli“ drin?
Ich habe schon länger nicht mehr reingeschaut. Ein Fla-
schenöffner war mal drin. Und Aspirin.
Ihr Programm schreiben Sie teilweise direkt hier in
Würzburg, nur wenige Meter von der FLYERALARAM
Arena entfernt. Sind Sie Fußballfan?
Nein, ich schreibe schon woanders. Ich wohne ja nicht
am Dallenberg, nur ein Teil meiner Familie. Aber zu Be-
such bin ich dort manchmal. Allerdings verfolge ich den
Erfolg der Rothosen mit großer Sympathie. Mir gefällt,
dass der Würzburger Fußball die Stadt so zusammen-
schweißt. Das sind echte Fußballfeste, die da gefeiert
werden. Langsam aufzusteigen macht vielleicht genauso
viel oder sogar noch mehr Spaß als der Kampf, dauernd
oben zu bleiben.
Können Sie durch die Flutlichtspiele der Kickers bei
sich im Haus Strom sparen?
Da muss ich meine Familie fragen. Aber so hell scheint es
gar nicht zu sein. Sonst würden ja nicht so häufig irgend-
welche Leute in unseren Garten pinkeln. Als ich mal in
Würzburg war, haben wir zufällig einen erwischt. Ich bat
ihn höflichst um seine Adresse - ich wolle bei ihm zuhause
auch mal an sein Garagentor brunzen.
Haben Sie selbst einmal ein Fußball-Trikot
getragen?
Leider nicht. Meine Fußballer-Karriere als Torwart war
auf dem ersten Bolzplatz sehr schnell beendet. Ein Kee-
per sollte während seines Einsatzes eben keine Hunde
streicheln, die herumstreunen.
Dürfen wir Sie bald mal in der FLYERALARM
Arena zu einem Heimspiel begrüßen? Welcher Geg-
ner wäre ihr Favorit für diese Partie?
Ist das eine Einladung? Dann nehme ich sie an. Und mir
wäre jeder Gegner recht, außer Bremen. Da könnte ich
Euch nicht garantieren, auf der „richtigen“ Seite zu stehen.
Fotos: ZDF, vollmond-konzertfotografie.de
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